Was wir wollen
 
Autoren

Franziska Rettenbacher wurde 1938 geboren. Über ihre Mutter Theodolinde Schreiber kam sie schon früh mit der Stickerei, der Tracht und dem Brauchtum in Berührung. Die meisten Kenntnisse aber eignete sie sich in mühevoller Arbeit autodidaktisch an - nach dem Krieg lagen diese Themen schlichtweg "am Boden" und es galt auch eine Familie zu versorgen.

Die tägliche Arbeit und das eifrige Literaturstudium führten sie so über die Jahre zu ihrem umfangreichen und profunden Wissen, das sie theoretisch besitzt, aber auch tatsächlich auszuführen in der Lage ist.

Seit über vier Jahrzehnten engagiert sie sich für die Pflege und den Fortbestand von Tracht und Brauchtum im Landkreis Rottal-Inn, davon über 30 Jahre als aktives Mitglied der "Heimatfreunde im Landkreis Rottal-Inn" oder seit 1972 als Kleiderwartin des Trachtenvereins "Inntaler", indem sie über einhundert Einzelstücke verwaltet und die Mitglieder in allen Detailfragen der Tracht, des Schmuckes und der Haartracht kostenlos berät. Ab 1983 übernahm Sie die ehrenamtliche Tätigkeit der Trachtenberaterin für den Bezirk Niederbayern, richtete dort eine Beratungsstelle ein. Seit 1987 führt sie zusammen mit ihrem Ehemann das Heimatmuseum Simbach a. Inn.

Seit 40 Jahren gibt Franziska nunmehr Kurse und Seminare zum Thema Gold-, Metall- und Perlstickerei. Aber auch zu zahlreichen anderen Themen rund um Tracht und Brauchtum hat sie - bevorzugt im bayerischen und grenznahen österreichischen Gebiet - unterrichtet. Zahlreiche Ausstellungen leitete sie hauptverantwortlich oder als Co-Organisatorin. Etlichen hat sie beratend beigestanden oder unentgeltlich Ausstellungsstücke zur Verfügung gestellt. Sie informierte außerdem in vielen Fachbeiträgen, Vorträgen und Lichtbildreferaten über alle Themen des Brauchtums und der Tracht.

BUNDESVERDIENSTKREUZ FÜR FRANZISKA RETTENBACHER

Bayerns Wissenschaftsminister Dr. Wolfgang Heubisch überreichte am 27. Juli 2009 im Auftrag von Bundespräsident Horst Köhler in einer feierlichen Zeremonie das Bundesverdienstkreuz an Franziska Rettenbacher. Sie wird damit für ihre großen Verdienste um Heimat, Brauchtum und Tracht geehrt.

Franziska Rettenbacher mit Bayerns Wissenschaftsminister Dr. Heubisch (c) peter.hemza@stmwfk.bayern.de Das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, umgangssprachlich gleichgesetzt mit der Auszeichnung Bundesverdienstkreuz, ist der einzige Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland. Er wird für besondere Leistungen auf politischem, wirtschaftlichem, kulturellem, geistigem oder ehrenamtlichem Gebiet verliehen.

Dr. Heubisch lud zur Feierlichkeit mit den Worten ein: "Ihr verdienstvolles Wirken hat damit öffentliche Anerkennung gefunden." In seiner Laudatio sagte er unter anderem: "Sie engagieren sich seit über vier Jahrzehnten für die Pflege und den Fortbestand von Tracht und Brauchtum (...). Die von Ihnen organisierten und geleiteten Kurse und Seminare zum Thema 'Gold-, Metall- und Perlstickerei' erfreuen sich großer Beliebtheit. (...)

Seit 1972 verwalten Sie als Kleiderwartin des Trachtenvereins 'Inntaler' über einhundert Einzelstücke und beraten die Mitglieder in allen Detailfragen der Tracht, des Schmucks und der Haartracht.

Mit unermüdlichem Einsatz bemühten Sie sich jahrelang um die Neuaufstellung des Rottaler Heimathauses in Simbach a. Inn. 1987 wurde dieses Vorhaben realisiert und seither sind Sie dessen Leiterin. (...) Im Jahr 1983 übernahmen sie zudem die ehrenamtliche Tätigkeit der Trachtenberaterin für den Bezirk Niederbayern. (...) Auch im Freilichtmuseum Massing haben Sie eine Trachtenberatungsstelle eingerichtet. (...)"

Dr. Heubisch würdigte vor allem Franziska Rettenbachers andauernden und qualifizierten Einsatz für die Trachtenerneuerung. Mit großem Engagement bewerkstellige sie dies durch die von ihr konzipierten und durchgeführten Ausstellungen, Vorträge und Tagungen, die Unterstützung zahlreicher Ratsuchender bei der Quellensuche, der Schnitterstellung und der Materialauswahl und schließlich durch ihre fortwährende Beratung von Privatpersonen, Vereine, Volksmusikgruppen und Tanzkreise.

Bayerns Wissenschaftsminister schloss seine Ehrung resümierend mit den Worten: "Es ist maßgeblich Ihnen zu verdanken, dass die Bestrebungen um den Erhalt und die Pflege von Brauchtum und Tracht im Landkreis und weit darüber hinaus so erfolgreich verlaufen und große Resonanz in der Bevölkerung finden. Durch ihr immenses und einzigartiges Wissen haben Sie sich bleibende Verdienste um ihre Heimat erworben."

Dr. Heubisch und die Gratulantin im Kreise ihrer Kinder (v.l.n.r.) Georg, Eva und Alex sowie Landrätin Edeltraud Plattner (c) peter.hemza@stmwfk.bayern.de Gerührt und zugleich doch ein wenig stolz nahm Franziska Rettenbacher im Beisein ihrer zur Feier mit eingeladenen Kinder Georg, Eva und Alexander (v.l.n.r.) sowie von Rottal-Inns stellvertretenden Landrätin Edeltraud Plattner anschließend das Verdienstkreuz am Bande nebst der Ehrenurkunde aus den Händen von Dr. Heubisch entgegen.

In der ihr eigenen, bescheidenen Art bedankte sich Franziska Rettenbacher mit den Worten: "Es war mir nie zuviel für die Heimat zu arbeiten. Sie und ihre Menschen haben mir stets so vieles zurückgegeben."

Es war nicht die erste, aber die höchste Ehrung für Franziska Rettenbacher. Davor erhielt sie unter anderem bereits die Verdienstmedaille der Stadt Simbach, das Malteserkreuz für ehrenamtliche Arbeiten, die hohe Auszeichnung Pro meritis scientiae et litterarum speziell für ihre Museumsarbeit und die Medaille des Landesvereins für Heimatpflege.


Karl Rettenbacher, geboren 1932, arbeitete nach einer kaufmännischen Lehre zwei Jahrzehnte in der Privatwirtschaft im damaligen Grenzlandgebiet um Simbach am Inn. Anschließend war er 25 Jahre bei der Deutschen Bundesbahn beschäftigt. Seit der Beendigung seiner beruflichen Laufbahn arbeitet er für das Archiv der Stadt Simbach am Inn und ist ehrenamtlich für das Heimatmuseum der Stadt tätig.

Karl Rettenbacher half seiner Frau von Anfang an, ihre Veranstaltungen zu organisieren und durchzuführen. Ihre Arbeiten und Ausstellungsstücke dokumentiert er bis heute in zahlreichen Fotoaufnahmen. Und er wurde durch den regen Austausch mit seiner Frau selbst zum Wissenden und gleichermaßen oftmals ihr "Berater" in kleinen wie in großen Dingen.

Karl und Franziska Rettenbacher haben vier Kinder groß gezogen und wurden stolze Großeltern von vier Enkeln. Karl Rettenbacher verstarb am 7. März 2009 nach kurzer schwerer Krankheit. Franziska und Georg Rettenbacher werden das Lebenswerk, dass er sich mit seiner Frau aufbaute, fortsetzen.

Georg R. Rettenbacher wird 1966 in Simbach am Inn geboren. Er schliesst sein Studium der Politischen Wissenschaften, der Kommunikationswissenschaften und der Neueren und Neuesten Geschichte in München und Frankfurt am Main Ende 1996 erfolgreich zum M. A. pol. rer. ab. Daneben und danach arbeitet er bei Tages- und Wochenpresse, Radio, Behörden, Verlagen und Werbeagenturen.

Ende 1999 regt Georg seine Eltern zu einem ersten gemeinsamen Buchprojekt an. Er will das Wissen seiner Eltern dokumentieren, am Leben erhalten und jüngeren Generationen weitergeben sehen.

Im darauf folgenden Jahr überzeugt er seine Eltern, einen Verlag im Familienbetrieb zu gründen: Der GuTverlag entsteht. Das Akronym "GuT" steht dabei für "Goldstickerei und Trachten". Im April 2002 erscheint der erste Band zur Goldstickerei, im November 2005 der zweite. Nach dem Tod von Karl im März 2009 erarbeiten Franziska und Georg den dritten Band zur Goldstickerei.

Derweil arbeitet Georg als Redaktuer für unterschiedliche Verlags- sowie öffentlich-rechtliche Medienhäuser, etwa den ökom Verlag, das Stadtmagazin München, den Bayerischen Rundfunk oder zuletzt die Burda Medien, allesamt in München.

Denn 2009 schreibt er das Fundraising-Konzept für den Kullturverein Art & Act in Thun/Schweiz und siedelt Anfang 2010 nach 25 Jahren Lebenszeit in München komplett nach Bern und damit in die Schweiz um.

Seither arbeitet er hauptberuflich als Texter, Redakteur und Fundraiser für die weltweit operierenden Kinderhilfswerke ora International und SILOAH Patenschaften sowie die christliche Künstlerplattform ARTS+, zudem freiberuflich im Bereich Text, Web und Event für zahlreiche Schweizer Anbieter.

Georg Rettenbacher ist Vater von zwei Mädchen - Marie und Celine - und einem Jungen. Nico stirbt im November 2002 im Alter von knapp eineinhalb Jahren.